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Patterns (Muster / Charttechnik)

Patterns (Muster / Charttechnik)

Chartmuster: Die wichtigsten Formationen

Charttechnik ChartmusterQuelle: http://3.bp.blogspot.com

Wer an der Börse dauerhaft Erfolg haben möchte, ist auf vernünftige Handelssysteme angewiesen. Diese Regeln zeigen, wann der beste Ein- und Ausstiegszeitpunkt für einen Handel gekommen ist – denn niemand wird dauerhaft zu den tiefsten Kursen kaufen und zu Höchstkursen verkaufen können.

Einigen gilt die Charttechnik als Wundermittel, andere sehen darin nur ein „Malen nach Zahlen“, aber der Kern der Charttechnik ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit gewinnbringend.

Charles H. Dow: Der Erfinder der Charttechnik
Als Erfinder der Charttechnik gilt Charles H. Dow, indem er einfach Kursnotierungen miteinander verband, um Muster zu identifizieren. Immer wieder lassen sich gleichmäßige Reaktionen auf bestimmte Ausgangssituationen identifizieren und erlauben daher ein Bild über den Zustand eines Marktes.

Um nichts Anderes geht es: Ein Bild über die Verfassung einer Aktie, einer Anleihe oder eines ganzen Indizes. Wie Sie dieses Bild letztlich interpretieren und welche Schlüsse Sie daraus ziehen, bleibt Ihnen überlassen, da es verschiedene Denkschulen gibt.

! Im Kern analysiert die Charttechnik die menschliche Verhaltensweise in bestimmten Situationen. Menschen – ob privat oder als institutionelle Investoren – ändern sich nach allen vorliegenden psychologischen Erkenntnissen kaum. Das heißt: auf ähnliche Ausgangssituationen erfolgen regelmäßig dieselben Reaktionen!

Dabei reagieren die meisten Investoren auf den Markt, entweder zyklisch in Richtung der Kurse und Trends oder antizyklisch in der Erwartung, das alles genau andersherum läuft. Damit aber ist die Grundlage für sich selbst verstärkende Effekte gelegt: wenn ein Markt sich in eine Richtung bewegt und viele Investoren daraus dieselben Schlüsse ziehen („weil es schon immer so war“ etwa), verstärken sie diese Richtung oftmals (STICHWORT: natürlich der HERDENTRIEB).

Nur deshalb haben historische Kursmarken, runde Notierungen oder charttechnisch so bedeutende Widerstände oder Unterstützungen ihre Existenzberechtigung. Die Charttechnik ist daher letztlich eine Technik, mit der sich das Verhalten studieren lässt. Kursverläufe sind Verhaltensmuster ganzer Märkte und erlauben Schlüsse!

Dabei werden Charttechniker entgegen der landläufigen Meinung in aller Regel keine hundertprozentig gültigen Prognosen aufstellen, sondern Wahrscheinlichkeiten für Reaktionen bestimmen. Zum Beispiel lautet eine gängige Aussagen, dass der Anstieg über einen Widerstand nach gängiger Erfahrung zu steigenden Kursen führen dürfte. Je mehr positive Signale identifiziert werden können, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit einer zutreffenden Analyse.

Wahrscheinlichkeiten sind indes keine Gewissheiten. Charttechnik heißt demnach, dass Sie das Verhalten von Menschengruppen bezogen auf eine Aktie, Anleihe oder einen Index beschreiben und davon ausgehen dürfen, dass bestimmte Reaktionen erfahrungsgemäß wahrscheinlicher eintreten als andere.

Über den „Wert“ einer Aktie, Anleihe oder eines Indizes sagt die Charttechnik nichts aus. Diese Bewertungen bleiben den Analysten überlassen, die sich mit Bilanzen und volkswirtschaftlichen Rahmendaten befassen.

Grundsätzliche Hinweise
Aus den Kursen eines Marktes, was auch immer gehandelt wird, lassen sich durch Verbindung der einzelnen Kurse an markanten Punkte Figuren entwickeln. Dies sind reine Interpretationen, Verhaltensmuster, die Sie – in Zusammenarbeit mit den inzwischen mehr als ein Jahrhundert alten Erfahrungen – identifizieren. Dabei sind einfache Muster oft besser zu handhaben als schwierigere.

Wichtig ist, dass Sie den Einfluss des Faktors Zeit im Auge behalten. Sie können für Charts und damit die Kursverbindungen Kurse in verschiedensten Zeiteinheiten wählen (Tage, Wochen, Monate,...).

Bei der Erstellung von Chartmustern spielen auch Widerstände und Unterstützungen eine große Rolle. Sogenannte Widerstände sind Linien, also Verknüpfungen von Kursmarken wie Schlusskursen, an denen ein Wert wie Aktien, Anleihen oder Indizes wiederholt nach unten abgeprallt ist oder nicht darüber ansteigt.

Englische technische Analysten sprechen von resistance. Ein Widerstand kann sowohl horizontal, also gänzlich quer oder ab- wie aufsteigend verlaufen.

Aber mit einer entsprechenden Wahrscheinlichkeit lässt sich eine Wenn-Dann-Aussage treffen: Wenn der Kurs einmal über diesen Punkt geklettert ist, geht es mit mächtigen Schritten weiter. Widerstände können Sie sowohl quer oder horizontal als auch schräg nach oben oder unten gerichtet abtragen.

Unterstützungen als Gegenstück von Widerständen
Unterstützungen sind schlicht das Gegenstück zu Widerständen. Unterstützungen sind Verbindung zwischen einzelnen Tiefpunkten eines Zeitabschnitts. Wenn Sie solche Tiefpunkte entweder quer oder auch schräg aufwärts oder abwärts verbinden, brauchen Sie zwei, möglichst aber drei Kurse.

Diese Unterstützungen sind gedankliche Konstruktionen, die viele andere Investoren bei demselben Bild allerdings auch haben werden. Dann können Sie damit rechnen, dass Andere erwarten, dass diese Kurse dann nach oben abprallen.

Weil viele Anleger damit rechnen, setzen sie auf steigende Kurse und erfüllen die eigene Prophezeiung. Jede Unterstützung, bei der die Kurse tatsächlich nach oben drehen, wird dadurch stabiler (STICHWORT: "self-fulfilling prophecy").

In charttechnischen Bildern mutieren frühere Widerstände dann zu Unterstützungen, wenn die Kurse über diese Linien geklettert sind. Prallen die Kurse nach einem Rücksetzer dann wieder nach oben ab, verfestigt sich die Unterstützung erneut.

Anmerkung zu besonderen Formationen
Aus den Linien, die Punkte zusammenfügen, lassen sich weitere Trendformationen ableiten. Wohlgemerkt: Es geht nicht darum, zwingend Prognosen abzuleiten, sondern „Wenn-Dann“-Aussagen zu treffen. Basis sind langjährige Erfahrungen und letztlich auch logische Überlegungen.

Dabei gibt es Formationen, mit denen laufende Trends „bestätigt“ werden und Formationen, bei denen Charttechniker damit rechnen, dass die Trends gebrochen werden. All dies lässt sich aus den einfachen Kombinationen von Linien ermitteln. Wer in vielen Fällen richtig liegt, wird damit entsprechend die besten Entscheidungen treffen.

Fazit
Denken Sie bei charttechnischen (Grund-)formationen wie hier bitte immer daran, dass die Prognosefähigkeit begrenzt ist. Sie können seriös lediglich „Wenn-Dann“-Aussagen ableiten. Wenn eine Formation nach oben oder unten verlassen wird, dürften die Kurse erfahrungsgemäß steigen oder fallen.

Wer diese Wenn-Dann-Strategie oft genug wiederholt, hat ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, sodass sich dann – vielleicht kombiniert mit fundamentalen Kennzahlen – über längere Zeiträume überdurchschnittliche Gewinne ergeben.

Original-Artikel: http://www.gevestor.de (Okt. 2013)