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Kupfer / Doctor Copper (Sep. 2015)

Kupfer / Dr. Copper (Sep. 2015)

Wenn Ärzte schlechte Nachrichten überbringen müssen, haben sie stets zwei Möglichkeiten: die sanfte oder die harte Tour. Beides hat manchmal seine Vorteile. Dr. Copper hat sich nun gerade mal wieder für die harte Variante entschieden. Schnell und heftig überbrachte er seine Botschaft die letzten Monate (Status Aug. 2015).

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Bei Dr. Copper handelt es sich jedoch nicht um einen Mediziner. Vielmehr wird so am Finanzmarkt oft der Kupferpreis bezeichnet. Denn dieser gilt als wichtiges Instrument, um den Gesundheitszustand der Weltkonjunktur zu diagnostizieren.
Seit Mai 2015 stürzen nun die Notierungen für das Metall (wieder einmal) drastisch ab – so etwas deutete FRÜHER/(bisher) meist auf eine drohende Rezession hin, ALLERDINGS sind die globalen Prognosen noch weit von einer drohenden Rezession entfernt...(Status Aug. 2015).

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DAHER könnte der starke Verfall darin liegen, dass es bei Kupfer – wie auch schon bei Rohöl – derzeit schlicht einen Angebotsüberschuss gibt.

Nach Angaben der International Copper Study Group (ICSG) ist die Minenproduktion zwischen Januar und August 2014 um drei Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Für 2015 geht das Institut davon aus, dass die Förderung um knapp sieben Prozent steigt.

Auf der anderen Seite wächst die Nachfrage immer langsamer. So schätzt das Analysehaus CRU Group, dass die Nachfrage aus China, dem wichtigsten Spieler am Markt, im Jahr 2015 nur noch um vier Prozent zulegen wird, 2014 war sie noch um 5,5 Prozent gestiegen, zwischen 2002 und 2012 hatte das Plus sogar jedes Jahr rund zehn Prozent betragen.

Darauf hatten viele Minenbetreiber mit kräftigen Investitionen reagiert, die Suche nach Vorkommen und die Förderung lohnte sich aufgrund der gestiegenen Nachfrage und der höheren Preise wieder. So stieg allmählich auch das Angebot. Nun jedoch dreht sich die Entwicklung um.

Das Krankheitsbild des "Patienten" ist also schwer zu deuten

Laut der Deutschen Rohstoffagentur liegt Chinas Anteil an der weltweiten Nachfrage an Industriemetallen bei über 40 Prozent, was also auch für Kupfer gilt.http://www.private-investment.at/app/webroot/img/commodities_Copper_Iron_ore_Coal2015July_bloomberg_DeutscheBank.png

Chinas Fieberkurve: Vielleicht hat Kupfer nun als Indikator für den Gesundheitszustand der Weltwirtschaft ausgedient? „Der Kupfermarkt hat sich stark verändert, wenn man ihn mit früher vergleicht, als er nur von der globalen Nachfrage der Automobil-, Industrie- und Baubranche getrieben wurde”, sagt John J. Hardy, Währungsexperte bei der Saxo Bank. „In den letzten Jahren hat sich das rote Metall jedoch zum Indikator für Chinas finanzielle Gesundheit gewandelt”, sagt Hardy. Grund dafür sei, dass sich das Metall in den letzten Jahren zu einem Finanzprodukt entwickelt habe.

Überangebot: Kupfer werde in China in enormen Mengen gelagert und zusätzlich zu seiner Rohstofffunktion auch als Sicherheit für alle Arten von Kreditgeschäften genutzt. „Der ultimative Ausdruck dieser Finanzialisierung war die Nutzung des gelagerten Metalls bei Währungsspekulationen mit dem US-Dollar und dem chinesischen Yuan, dem sogenannten Carry-Trade. So konnte man die Kapitalverkehrskontrollen des Landes umgehen” sagt Hardy. Nun unterbinde die Regierung die Währungsspekulationen schon im Ansatz durch eine Abwertung des Yuan. Das nutzlos gewordene Metall werde auf den Markt geworfen. Und dort verstärkt es das ohnehin schon herrschende Überangebot.

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Mein Resumé: Rohstoffe fallen seit geraumer Zeit. Die Zukunft wird weisen, wann es hier zu einer Umkehr kommt, bzw. ob es überhaupt so bald dazu kommen kann? Sofern ein nachhaltiger Boden etabliert wird, muss man wohl die Wirtschaftsgeschichte und die Zusammenhänge zwischen Angbot/Nachfrage nach Rohstoffen, deren Bedeutung in den neuen Technologien, aber auch die Nachfragezyklen der Länder neu analysieren und Dr. Copper verliert dann evtl. gar seinen Doktortitel? (*G*)

source/Article in July 2015 "If You're Feeling Bullish on China, Consult Dr. Copper": http://www.bloomberg.com

Quelle/Artikel "Diesmal ist das Krankheitsbild des Patienten schwer zu deuten": http://www.welt.de

Quelle/Artikel 03/2014 "Kupferpreis: Was ist aus Dr. Copper geworden?": http://www.boerse-express.com